Die Mühle
Von damals bis heute
Die erste urkundliche Erwähnung fand Hilden im Jahr 985 als Dorf, das zum Gebiet des Erzbistums Köln gehörte. Zwischen 893-1222 wurden lt. Exabt Caesarius viele Wälder gerodet, Dörfer angelegt und Zehnten vermehrt; viele Mühlen sind während dieser Epoche errichtet und viele Weinberge angelegt worden; unendlich viel Land wurde kultiviert. Im 10. Jahrhundert erfolgte eine letzte große Rodung in den alten Forsten. In jener Zeit begann Hildens Entwicklung.
Alle Hildener Mühlen waren ursprünglich oberschlächtige Wassermühlen, für die häufig ein besonderer Damm gebaut wurde, damit man das aufgestaute Wasser durch eine Schleuse auf das Mühlrad führen konnte. In Hilden bot „die Kuhle“ den idealen Platz, um Wasser anzustauen.
Das "Mühlengut", von dem am 22.11.1347 bereits die Rede ist, bildete sich aus einer Mühle und einem Mühlenhof. An jenem Tag verpfändete Christian von Krumbach, Kanoniken zu Münstereifel, als Sicherheit für eine Erbrente "seinen halben Hof zu der Mühle in der Pfarre Hilden sowie den Wald zu der Mühle mit den dabei liegenden Wiesen". Lehnherr der Mühle war der Erzbischof, in dessen Auftrag der Güterverwalter die Verpfändung besiegelte.
Wenig später, am 16.2.1380, besaß der Güterverwalter Gerhard Kraft von Elverfeldt die Mühle zu einem "Mannlehen".
In einer im Jahr 1599 verfassten Aufstellung heißt es, das trockene Land, welches nicht als Weiherfläche genutzt werde, nenne man "das hohe Feld". Es lag höher als die "Kuhle". Diese grenze mit seiner schmalen Seite an den Mühlenhof, der aus Haus, Hof, Baum- und Gemüsegarten bestehe. Das Mühlengut befand sich an der Stelle des heutigen Hauses "Mühle 4" [später 64].
Die Mühle war eine herrschaftliche Zwangsmühle, auf der in einem bestimmten Umkreis die abgabepflichtigen Bauern ihr Korn gegen ein Entgelt mahlen lassen mussten. Ein Mühlengraben war zu ihr von dem alten Lauf der Itter abgeleitet worden. Diese selbst aber floss in einem weiten Bogen südwärts und bewässerte früher einmal die Gräben der nahebei befindlichen Wallanlage "Holterhöfchen", damals einem mit Buschwerk und Gestrüpp bewachsenen, wüsten Platz.
Schon um das Jahr 1410 wohnte hier "Gerhard zur Mühle". Es war [1430] ein Lehngut des erzbischöflichen "Hohen Hofes", dessen Aufbau offenbar von Zons aus vorgenommen wurde, und zwar unter der Leitung eines erzbischöflichen "Ministerialen", der als "Scharmeister" fungierte. Um 1440 waren "Katharina und ihr Sohn Tilmann" als "empfangende Hände" an dem Gut eingetragen.
Im 17. Jh. war das Mühlengut im Besitz der Witwe Adelheid Clara Wilhelmine von Bottlenberg genannt Kessel geb. Neuhoff zum Kaspersbruch.
Vor 1800 befand sich die Mühle mit ihren "allodialen Rechten" im Besitz des Freiherrn Gremp von Freudenstein und dessen Gemahlin geb. Freiin von Weyers. Von diesen kauften sie 1806 die in Haan wohnenden Eheleute Heinrich Lang und Anna Katharina Deuß. Nach Aufhebung des Lehnswesens [1809] durch die Franzosen muss der Weiterverkauf an die Eheleute Friedrich Wilhelm Steinberg und Maria Christina Brochhaus vollzogen worden sein.
1832 wurde Hermann Gottschalk als Müller und kurz darauf auch als Mühlenbesitzer genannt. Er, der aus einer Elberfelder Kaufmannsfamilie kam, begründete das Stammhaus der Familie Gottschalk. Am 14.6.1847 erhielt er die Konzession zur Errichtung einer Farbenextraktfabrik. Neben der Fabrikation von Farbenextrakten lief der Mühlenbetrieb, der ab 1849 auf Dampfkraft umgestellt wurde, weiter. Es bestand eine große Nachfrage nach Farbe in Wuppertal. Dies änderte sich jedoch mit der Erfindung der Kunstfarben durch die "Badische Anilin und Soda Fabrik" [BASF] Anfang des 19. Jahrhunderts und führte dazu, dass Hermann Gottschalk am 29.9.1859 die Fabrikräume mitsamt dem Inventar verkaufte.
1862 übernahm Sohn Julius das nun „Gottschalks Mühle“ heißende Unternehmen und baute es zu einer großen Getreidehandelsmühle aus. Ein Brand im Jahre 1876 konnte "dank energischer Hilfe der hiesigen Turner-Feuerwehr" keinen größeren Schaden anrichten. Julius Gottschalk starb 1894. Schon kurz vorher hatten seine Söhne Albrecht und Julius die Geschäftsleitung übernommen, und nach Umänderung des Betriebes in eine Walzmühle konnte die Produktion schon bald gesteigert werden.
Um 1936 wurde die "Gottschalks Mühle" von der Familie Schmidt gekauft. Es erfolgte eine Modernisierung und der Mahlbetrieb wurde über eine Spezialturbine mit der Wasserkraft der Itter bis 1980 durchgeführt. Seit 1987 steht Gottschalks Mühle unter Denkmalschutz. Der Mühlenbetrieb wurde 1995 eingestellt.
2008 sind Sanierungsarbeiten geplant, die den Erhalt der "Gottschalks Mühle" samt Anbauten sichern.
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Alter Mühlenhofboden
Bei Vorbereitungen für die Mühlensanierung, die im Frühjahr 2008 begonnen hat, stießen wir Mitte 2007 auf den ursprünglichen Steinboden des Mühlenhofes, der ca. einen halben Meter unterhalb des jetzigen Hofbodens liegt. Der ursprüngliche Hofboden wurde um die 50er Jahre in der gesamten Fläche neue angelegt, um so vermutlich einerseits den Hof vor dem Anstieg der Itter zu schützen und andererseits die Steigung zur Südseite zu verringern.
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Quellenverzeichnis:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hilden
HILDEN gestern und heute, Autor: Wolfgang Wennig, Hilden 1977, Auslieferung Stadtarchiv Hilden
HILDENER JAHRBUCH 1981, Herausgeber: Gerd Müller, Neue Folge, Band III, Auslieferung Stadtarchiv Hilden
JOURNAL 7, Jahrbuch des Kreises Mettmann 1987/88, Heider-Verlag Bergisch Gladbach
Geschichte der Hildener Industrie, Autor: Wolfgang Wennig, Niederbergische Beiträge Band 30, S. 145 + S. 167-196
Museums- und Heimatverein Hilden e.V.
Erzählungen des damaligen Besitzers von Gottschalks Mühle, Hermann Schmidt, Vater des jetzigen Besitzers Friedrich Schmidt sowie von Hermann Schmidts Vater Ernst Schmidt
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